Samstag, 17. Mai 2008

Antennen in der Haut

Manchmal wundert man sich darüber, welche Dinge die Natur so eingerichtet hat. In der "NZZ" habe ich folgenden - auch für Funkfreunde - interessanten Artikel gefunden. Hier ist er:

Die menschliche Haut ist mit den verschiedensten Sensoren übersät. Die einen erlauben es uns,
mechanische Reize wie Druck, Berührungen und Vibrationen wahrzunehmen, andere Sensoren sind für das Kälte- und Wärme- oder das Schmerzempfinden zuständig. Damit aber nicht genug. Wissenschafter aus Israel behaupten nun, dass unsere Haut auch auf elektromagnetische Strahlung aus einem bestimmten Frequenz- bereich reagiert.¹ Wie die Forscher von der Hebrew University of Jerusalem festgestellt haben, fungieren die Schweissdrüsen in unserer Haut als Antennen, die umso mehr Strahlung absorbieren, je mehr man schwitzt.

Auf die elektromagnetischen Eigenschaften der Haut waren die Forscher eher aus Zufall gestossen. Den entscheidenden Hinweis lieferten dreidimensionale Aufnahmen der Haut, die einige Jahre zuvor mit einer speziellen bildgebenden Methode gemacht worden waren. Sie zeigten, dass die Kanäle, durch die der elektrisch leitfähige Schweiss an die Hautoberfläche tritt, nicht gerade sind, sondern die Form einer Spule besitzen. Anhand der Abmessungen zogen Yuri Feldman und seine Kollegen den Schluss, dass diese Spulen -- wenn sie denn tatsächlich als Antennen fungieren -- eine Resonanzfrequenz im Sub-Terahertz-Bereich haben sollten, also in einem Frequenzband, das sich von einigen Dutzend bis zu einigen hundert Gigahertz erstreckt.

Um ihre Antennen-Hypothese zu überprüfen, liessen die Forscher mehrere Probanden 20 Minuten lang joggen. Anschliessend wurde die Innenfläche ihrer Hand -- dort sitzen besonders viele Schweissdrüsen -- aus kurzer Distanz bestrahlt. In Abhängigkeit von der Frequenz wurde gemessen, welcher Prozentsatz der Strahlung von der Haut reflektiert wird. Diese Messung wurde jede Minute wiederholt, während die Probanden sich wieder beruhigten. Tatsächlich wurde unmittelbar nach der körperlichen Anstrengung deutlich mehr Strahlung absorbiert als im Zustand der Ruhe. Die stärkste Absorption wurde in einem Frequenzband in der Gegend von 90 Gigahertz beobachtet, was innerhalb des erwarteten Frequenzbereiches liegt. Mit zunehmender Zeit verwischten sich die Unterschiede wieder. Durch weiterführende Untersuchungen konnten sich die Forscher davon überzeugen, dass die Reaktion der Haut auf die elektromagnetische Strahlung tatsächlich mit dem Grad des Schwitzens korreliert und dass ausserdem ein Zusammenhang mit physiologischen Parametern wie dem Blutdruck und dem Pulsschlag besteht.

Weitere Informationen in der "Neuen Züricher Zeitung"

Das Foto oben zeigt die Antennen der ehemaligen Kütenfunkstelle Norddeich-Radio

Keine Kommentare: